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Rheuma – Plage mit vielen Gesichtern

Rheuma-Liga Baden-Württemberg e.V. stellt sich vor.

Drei Betroffene gaben dem interessierten Publikum einen beeindruckenden Einblick in die unterschiedlichen Beschwerdebilder hinter denen sich diese Volkskrankheit verbergen kann.

Der Leidensweg von Saskia Staudt begann im Alter von vier Jahren. Die Kniegelenke des Kindes schwollen an und schmerzten, das Laufen war erschwert. Auch wenn die Familie und Freund:innen unterstützten, bedeutete die Krankheit für die Heranwachsende immer wieder Einschränkungen, die besonders in der Pubertät schwer zu ertragen waren und die junge Frau zwangen, eine Ausbildung zu machen, bei der sie sitzen konnte.

Ulrike Goerke war ab dem Alter von 17 Jahren mit zunächst falsch zugeordneten Krankheitsereignissen konfrontiert: Schwellungen der Lymphdrüsen (Lymphdrüsenkrebsverdacht), eine Herzbeutelentzündung und schließlich die Diagnose systemischer Lupus erythematodes – eine seltene Bindegewebserkrankung. Wegen ihrer Blutgerinnungsstörung, auf Grund der sie lebenslang würde Marcumar einnehmen müssen, wurde sie im Alter von 23 Jahren gezwungen, ihren Beruf als Fleischereiverkäuferin aufzugeben und später berentet.

Julius Wiegand könnte plötzlich seine Finger nicht mehr bewegen. Die Symptome wurden einer verschleppten Halsentzündung zugeschrieben, Probleme mit den Hüften kamen dazu. Immer wieder fiel der Sachbearbeiter im Beruf aus, war lange krankgeschrieben und wurde schließlich in Rente geschickt.

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Gemeinsam ist den Dreien die Erfahrung einer langen Ärzteodyssee, bis endlich die richtige Diagnose gestellt und damit eine wirksame Behandlung eingeleitet werden konnte. Heute können sie dank der Medikamente – die allerdings auch Nebenwirkungen haben – ein halbwegs »normales« Leben führen.

Und alle drei sind seit vielen Jahren höchst aktiv in der Rheuma-Liga Beden-Württemberg. Ulrike Goerke ist die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Mannheim und im Landesvorstand. Saskia Staudt (ebenfalls Mannheim) organisiert den »jungen Stammtisch« und bringt sich auf Bundesebene ein. Julius Wiegand (AG Heidelberg/Wiesloch) betätigt sich schwerpunktmäßig als »Patient-Partner« in der Medizinerausbildung und arbeitet in Forschungsprojekten zum Thema Rheuma mit.

Übereinstimmend betonen alle drei, wie wertvoll die Selbsthilfegruppen bei der Bewältigung der Krankheit sind, seien es die Bewegungsangebote, die Fortbildungen oder der so wichtige Austausch und das Verständnis unter Betroffenen. Ebenso einhellig formulieren sie Forderungen an das Gesundheitssystem: mehr Rheumatologen – in Mannheim gibt es z. B. nur drei – eine intensivere Forschung und eine deutliche Schwerpunktsetzung im Medizinstudium.