Die Migräneliga stellt sich vor.
Den musikalischen Auftakt gestalteten Tänzerinnen dreier Line-Dance-Gruppen der Deutschen Fibromyalgie-Vereinigung aus dem Raum Heilbronn, die zu einem Song von Joy Flemming performten.
Schwerpunkt des neunten Erzählcafés war das Thema Migräne, zu dem zwei Vertreterinnen der Migräne-Liga Ludwigshafen nicht nur die Arbeit der Selbsthilfegruppen vorstellten, sondern auch ihre eigene Leidensgeschichte.
Veronika Bäcker wurde schon während ihrer Schulzeit immer wieder von heftigen Kopfschmerzen geplagt. Ab etwa dem 25. Lebensjahr fiel sie deswegen ab und an für einen halben Tag aus. Die Attacken – heftiges Pochen im Kopf, begleitet von Übelkeit und erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Gerüchen und Helligkeit – wurden stärker – vor allem um die Tage der Menstruation herum – und steigerten sich schließlich während der Wechseljahre, so dass die Sozialpädagogin bis zu 20 Tage im Monat flach lag und schließlich mit 55 Jahren berentet wurde. In einer spezalisierten Schmerzklinik lernte die Landauerin, »total runterzufahren« und ihre Medikation wurde umgestellt und angepasst. Dort bekam sie nicht nur wichtige Informationen zur Krankheit und möglicher Änderungen des Lebensstils, sondern auch zur Migräne-Liga, der sie sich bald anschloss.
Auch Sabrina Wolf hatte bereits als Kind starke Kopf- und Bauchschmerzen. Da die Migräne schon von seiten der Mutter bekannt war, wurde sie früh auch entsprechend diagnostiziert. Im Erwachsenenalter folgten die Attacken zumeist samstags einer anstrengenden Arbeitswoche. 2020 war auch die junge Personalreferentin bei etwa 20 Migränetagen im Monat. Sie wurde in einer spezialisierten Akutklinik behandelt. Zur Migräne-Liga fand sie online während der Corona-Pandemie.
Beide Frauen sind sehr aktiv in der Selbsthilfegruppe und begleiten Führungsfunktionen in der Deutschen Migräne-Liga e. V., die im nächsten Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiern kann. Die Aufklärung Betroffener und ihrer Angehörigen, die selbstredend unter den migränetypischen »Ausfällen« ihrer Familienmitglieder leiden, ist ihnen dabei genauso wichtig wie das Miteinander und der Austausch, ob in Präsenz oder online. Sabrina Wolf produziert überdies jeden zweiten Sonntag einen Podcast. Sie interviewt darin Betroffene und Fachleute oder erstellt eigene Beiträge.
Die engagierten Vertreterinnen der Migräne-Liga haben gelernt, ihre Schmerzattacken unter anderem durch angepasstes Verhalten und medikamentöse Prophylaxe auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Die Migränetage sind seltener geworden und weniger stark, Totalausfälle kommen nicht mehr vor. Beide wünschen sich ein fächendeckendes Netz von für Migräne qualifizierten Ärzt*innen und psychologischen Behandler*innen und mehr Verständnis für die Betroffenen am Arbeitsplatz.