SeHT-Erzählcafé

SeHT – Selbstständigkeitshilfe bei Teilleistungsschwäche

Erzähcafé-17.08.23

»Man sieht es den Menschen nicht an.«

Zunächst erklärte Heidi Steinert, was unter Teilleistungsschwäche verstanden wird: Leistungsdefizite bei Fähigkeiten in begrenzten Bereichen, wie kognitive Beeinträchtigungen, Sprach- oder motorische Störungen, Kontaktschwierigkeiten und emotionale Störungen usw., die Krankheitswert erreichen oder als Behinderung anerkannt werden können. Die Kreisvereinigung von SeHT Ludwigshafen, deren Vorsitzende Heidi Steinert ist, kümmert sich hauptsächlich um die Förderung von Menschen mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung), sowie deren Angehörige. Denn auch wenn man es den Menschen nicht ansieht, können sie in der Alltagsbewältigung stark eingeschränkt sein. Und Ziel von SeHT ist es, sie so zu stärken, dass sie im Leben weitgehend selbstständig zurechtkommen.

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»Vielfalt und Stärken einen Raum geben«

Karl Gajewski, der Vorsitzende der Landesvereinigung Rheinland-Pfalz von SeHT, plädiert dafür, den Blickwinkel zu erweitern, weg zu kommen vom Problemfokus hin zu dem, was die Betroffenen können. Beide betonen, wie segensreich das »Job-Paten«-Projekt, das es seit zwölf Jahren gibt, in diesem Zusammenhang ist. Dort werden Menschen z. B. im Bewerbungstraining gestärkt und motiviert, um den Einstieg in einen Job besser zu packen und dort durchzuhalten. So können sie selbstsicher zu ihrer Schwäche – z. B. sich nicht fünf Dinge gleichzeitig merken zu können – stehen und gleichzeitig ihre Stärken betonen: »Aber ich bin sehr pünktlich und zuverlässig.« Ein Vorteil der ehrenamtlichen – oft bereits berenteten Paten – ist, dass sie ihre Beratung auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten anbieten können. Auch andere Alltagsfertigkeiten, wie Kochen, werden bei SeHT geübt. Und: »Damit es den Kindern besser geht, ist auch die Stärkung der Eltern sehr wichtig«. So finden regelmäßig Elterngesprächskreise statt.

 

»Die Akzeptanz ist das A und O.«

Karl Gajewski, der vor über 20 Jahren in seinem Beruf als Schulpsychologe, mit SeHT in Berührung kam, und Heidi Steinert, die vor langer Zeit als Mutter eines ADHS-Kindes, (das inzwischen eine sehr selbstständige Erwachsene geworden ist), den Weg dorthin gefunden hatte, plädieren für mehr Akzeptanz solcher Teilleistungsschwächen in der Gesellschaft. Ausbaufähig wäre auch das Angebot von Fachärzten, die diese Defizite adäquat diagnostizieren können. Und beide wünschen sich, dass Betroffene schneller den Weg zu SeHT finden.

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